Gefahr der Gottesferne in der Nähe Gottes, Jesu Leiden an seinen Jüngern 1.4.2001 M


E.

Zur Leidensgeschichte Jesu gehört auch das Leiden am Stolz und Eigensinn seiner Jünger, die zugleich seine Freunde waren. Obwohl sie sich immer in seiner Nähe aufhielten, waren sie nicht automatisch immun gegen alle Angriffe des Satans. Entscheidend ist nämlich, was sich in unseren Herzen tut, während wir Jesus nachfolgen, während wir Christen und bei Gott sind. Hier setzt Gott an für unsere Weiterentwicklung, hier setzt der Teufel an, um zumindest den Versuch zu unternehmen, um uns zu Fall zu bringen.

Steigt uns die Gewöhnung an die Gegenwart des ewigen und allmächtigen Gottes zu Kopfe, nehmen wir sie zu leicht? Warum breitet sich in unserem Herzen nicht unwillkürlich durch den Umgang mit Gott mehr Ehrfurcht vor Ihm aus?

Deswegen möchte ich zeigen, wie ein Zusammenhang besteht zwischen dem Fall Luzifers und dem Verrat des Judas Ischarioth, (der Lüge des Ananias, der Boshaftigkeit des Zauberers Simons) und der Versuchlichkeit des Apostels Simon.


I. Satan

Was für Satan zum Problem wurde, war sein Privileg, besonderen Zugang zur Gegenwart Gottes zu erhalten. Er ist damit auf Dauer nicht vertrauensvoll umgegangen. Allem Anschein nach griff Gott ein, noch bevor er irgend einen Aufstand anzetteln konnte, womöglich bevor er irgend einen Frevel beging, in dem Augenblick, wo sich in seinem Herzen Stolz fand und ungehindert ausbreitete, sodass er sich überhob und Ambitionen auf den Thron Gottes spürte und zu äußern begann. Die Gewöhnung an die Gegenwart Gottes hat ihn nicht mehr erschaudern, sondern Empfindungen des Neides und der Überheblichkeit aufkommen lassen: „Ich würde das besser machen, wenn man mich nur ranließe.“ Kennt Ihr das? Ohne Anlass strebte der machtvolle Luzifer/Satan nach Machtgleichheit und Machtwechsel im Himmel. Zum ersten Mal wurde war: Hochmut kommt vor dem Fall.


Gott braucht keine Ratgeber. Wenn er sich beraten will, beratschlagt er als Vater, Sohn und Heiliger Geist mit sich selbst: „Lasst uns Menschen machen! Lasst uns herniederfahren!“ Der Teufel will unbedingt und ungefragt Gottes Ratgeber sein; Jesus hat er in der Wüste beraten; unser Ratgeber will er auch sein. Gott ist in Bezug auf die Engel, insbesondere die Erzengel, und seit Jesus das Risiko eingegangen, dass Er mit Seiner Nähe Autorität in unseren Augen verliert. Das kennt man doch auch unter Menschen, wenn der Chef durch zu viel Nähe auch seine Schwächen zeigt oder durch Kumpelei Autorität einbüßt.


II. Judas

Wenn du die Frage stellst: „Wie konnte Satan in die Jüngerschar eindringen, während sie mit Jesus täglich zusammen waren? Wie konnte Satan in den Worten Jesu die Jüngerschar „sichten wie den Weizen“? Der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann, wen er in seinen Fall mitreißen kann. Er kann nicht einfach so in eine Jüngerschar, in eine Gemeinde eindringen. Seine Versuchungen prallen ab, es sei denn, sie können sich an irgendeinem Herzen festmachen. Das passierte bei Judas Ischarioth (Mann aus Karioth, u.U. der einzige ausser Jesus, dem Nazarener, aus dem Stamm Juda)


Judas war einfach nur ein Besserwisser und jemand, der die unsichtbare Autorität, die er ja mit den ausgesandten Jüngern teilte und praktizierte (Luk.11?), mit Einfluss in der sichtbaren Welt verbinden wollte. Er meinte, besser als die anderen und als Jesus mit Geld umgehen zu können, während er selbst vom Geld und der damit verbundenen Macht fasziniert war (Joh.12). In politisch-diplomatischen Bereichen wollte er Jesus managen, da kannte der mehr spirituell angelegte Meister sich nicht so gut auszukennen.


Irgendwann genügte es ihm nicht mehr, Jesus Tipps zu geben, sein (eingebildeter) vertrauter Berater zu sein, jetzt nahm er die Geschicke selbst in die Hand. Er schwang sich vom Ratgeber zum Heilsgeber auf und begann die Dinge besserwisserisch, eigenmächtig und ohne Bescheid zu sagen, für den scheinbar ahnungslosen Meister zu regeln. In Wirklichkeit bereitete er weder den Triumphzug Jesu noch seinen als Chefberater, sondern den Untergang des Herrn und seinen eigenen vor.

Daher kann man sagen, dass der Herr immer wieder an unserem Stolz leidet, da er bzw. Sein Leib in Mitleidenschaft gezogen wird, wenn seine Jünger sich abkoppeln, verselbständigen. Das ist falsch verstandene Mündigkeit.


Durch Stolz entsteht Handlungsspielraum für Satan, den Widerwirker, der im Herzen von Judas in seiner Unzufrieden-heit und Ungeduld und seinem besserwisserischen Stolz einen Ansatz findet und nun beginnen kann, ihn zu inspirie-ren: Joh.13,2. Wenn dieser Einfluss nicht erkannt, aufgedeckt und gestoppt wird, erhält der Durcheinanderbringer (Diabolos) vollen Zugriff. Wenn der Raum/die Zeit für Busse ausgeschöpft ist, schützt Gott auch nicht mehr vor Besessenheit, d.h. Fernsteuerung, Fremdbestimmung. Der, der das Heft selbst ohne Gott in die Hand nehmen wollte, wird vom Teufel voll in den Griff genommen: Joh.13,27.


III. Petrus

Petrus hat sich beflügelt von Jesu Verheißungen auch zum Ratgeber des Sohnes Gottes aufschwingen wollen. Er hat sich damit wenigstens an Jesus selbst statt an seine Feinde gewandt: „Das widerfahre dir nur nicht!“ und prompt zur Antwort bekommen: „Weiche von mir, Satan. Denn du sinnst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.“(Mt.16)

Das gemeine war die Versuchung, dem heilbringenden Leiden auszuweichen, aus dem Munde dessen, für den Jesus sterben wollte. Das diabolische war der instinktive Stolz des Menschen, der Schwäche und Leiden nicht erträgt und niemals gut zu heißen vermag. Jesus sagte: „Ihr sollt nicht widerstreben dem Bösen.“ Das muss interpretiert werden gegen (politische) Gleichgültigkeit, Fatalismus, Verantwortung für die Schwachen usw. aber darf nicht wegdiskutiert werden. Das Leiden gehört zur Identität des Christen in irgendeiner Form dazu.

Ich bin ja gespannt, wieviele sich den Vortrag am Dienstag Abend antun werden. das Dumme ist, dass wir von den größten historischen Siegen des Evangeliums in China nie hören werden, ohne die unsägliche Leidensgeschichte des Volkes Gottes und ihrer Repräsentanten auf uns wirken zu lassen. Da wird nicht grundsätzlich um Bewahrung vor jeder Art von Leid, sondern Kraft und Ausdauer im Leid und die daraus erwachsenen Siege gebetet. Wenn ich von Leidensmomenten unter Christen höre, erlaube ich mir auch, Gott zu fragen, ob die Sache nur weggebetet werden soll oder Gott sich in irgendeiner Weise dadurch verherrlichen will.


Daher ist es gut, vielleicht gerade in diesen Tagen der Passionszeit die Leidensgeschichte Jesu intensiv auf sich wirken zu lassen. Dieser Perspektive ist Petrus jedenfalls als frischgebackener Fels ausgewichen. Jesus hat damals bereits den versuchten Zugriff Satans auf die Gedanken Simons aufgedeckt und gestoppt.


Auch Schwäche und Demut ist manchmal schwer zu ertragen, besonders für den Teufel ist Demut ein rotes Tuch. Daher wehrt Petrus dagegen, vom Meister die Füsse gewaschen zu bekommen. Ist doch eigentlich ganz angenehm. Erhebt ihn das nicht? Nein, durch die Erniedrigung des Meisters wird er doch als zweiter Mann mit zum Hansel! Das ist das Problem, weshalb wir uns schwer tun, mit der Demut Jesu.


Hier in Luk.22,31-33 deutet Jesus weitere Versuchungen Satans an Simon an: „Simon, Simon, der Satan hat euer begehrt.“ Das geht beim ersten Apostel los und hört beim zuletzt Berufenen auf. Auch er soll zum Stolz angestachelt werden. Wer ist der größte, schönste und beste im ganzen Land? Da Petrus den Herrn liebte, was nach seiner Verleugnung als einziges Kapital in seinem zerbrochenen Herzen übrig blieb, und ihm unbedingt dienen wollte, versuchte er es mit Übertreibung, Übereifer im Einsatz für die Sache des Herrn, der sich in stolzer Abgrenzung vor den andern und in seinem Vorgehen mit dem Schwert des Fleisches statt mit dem des Geistes im Garten Gethsemane äussert.


IV. Die anderen Jünger

Zwischen Judas und Petrus stehen in diesem Kapitel Luk.22,24-30 die anderen Jünger, die das Reich Gottes von den Reichen dieser Welt noch nicht zu unterscheiden vermögen. Im Reich Gottes ist eben Jesus der König, der gleichzeitig als der Diener agiert. Er verhält sich wie der Dienende, wie der Jüngste, nicht weil er es ist, sondern weil er Demut vorlebt. Es hat die Jünger irritiert und ihm nicht nur Sympathien, sondern auch Verachtung eingebracht.

Dennoch hat Gott aus Liebe diesen Weg gewählt. Liebe ist immer ein Risiko, da sie missbraucht und missverstanden werden kann. Auch Jesus sagt: „Ihr habt ausgeharrt in meinen Versuchungen“. Sie haben etwas von seinen Kämpfen und Anfechtungen mitbekommen. Unter Freunden bewirkt solche Mitwisserschaft Mitleid, compassion, Sympathie, Mitkämpfen. Diese Freunde haben in Gethsemane nicht mitgekämpft, nicht mitgelitten. Auch die Freunde Hiobs haben sich gegenseitig mit Theorien über die Ursachen der Probleme Hiobs übertroffen. Die erste Frage der Jünger Jesu angesichts des letzten gemeinsamen Abendessens, der Einsetzung des Mahls und der Leidens- und Verräterankündigung war: „Herr, bin ich´s?“ Die zweite Frage: „Wer ist der Größte unter uns?“ Woher diese Frage in diesem Augenblick? Wenn Jesus geht, wem müssen wir uns dann beugen? Angesichts davon, dass Jesus schwächelt, fühle ich mich noch recht stark, jedenfalls stärker als die anderen. Und da ist wieder, der verdammte Stolz.


Denke nicht, dass Demut zu empfangen und zu praktizieren dir in der Gemeinde nur Sympathien einbringt, aber der Herr ist auf deiner Seite, wenn du die Demut nicht zur Schau stellst oder wieder stolz darauf bist, wie demütig du schon bist im Unterschied zu den anderen fleischlichen Christen.


Schluss:

Wie sichtet der Satan die Jünger wie den Weizen?

Aus eigener Erfahrung bringt er die Menschen wie sich selbst durch Stolz zu Fall.

Wo Stolz ist, ist Finsternis. Wo Licht ist, ist Demut. Stolz beginnt im Herzen wie Glauben und Unglauben. Glauben bekundet Demut, Verneigung vor Gott; Stolz bekundet Unglauben an Gott. Jesus kann von sich sagen: „Ich bin von Herzen demütig.“ Daher rutschte der Satan an ihm ab.

Gegen die Sichtung Satans auch in unsere Reichen steht die Demut, das Licht und das Gebet des Herrn.


Wenn wir also sein Joch auf uns nehmen (Mt.11), seine Last tragen, in sein Licht treten, werden diese Anläufe des Satans in unserem Herzen, Leben und in der Gemeinde gestoppt. Den Rest tut der Herr.